Dienstag, 20. März 2018

Kapitel 8

Küstenschutz in Kurland

Vom 6.November 1915 bis 25.August 1917







Der Küstenschutz am Rigaischen Meerbusen war erforderlich als Sicherung
der linken Flanke der 8. Armee, die mit ihrem linken Flügel den von den
Russen zähe verteidigten Brückenkopf von Riga umklammert hielt. Mit
überraschenden Landungen russischer Kräfte mußte stets gerechnet werden.
Der Verkehr aus Kurland über See hinter die russische Front mußte verhin-
dert werden.
Am 6.November rückte das Regiment in seinem Abschnitt, der sich von
Ilmann über Rojen bis Shozeem erstreckte, ein. Die dem Regiment unterstell-
ten Radfahrer-Kompanien 152 und 155 unter Hauptmann Pfeiffer wurden nach
Rojen gelegt und ein Geschütz der 3. reitenden Batterie F.A.R. 1 sowie 2 Ma-
schienengewehre verstärkt. Im  Anschluß an die Radfahrer, die von 1 km nord-
westlich Kirke bis 1 km nordwestlich Rojen sicherten, übernahm abwechselnd
ein Eskadron des Regiments (zunächst die 2.) den übrigen Teil des Abschnitts.
Je ein Zug sicherte in Ilmann, Kirke und Shozeem ; diesem wurde ein MG zu-
geteilt. Die Anfang November bezogenen Quartiere wurden mit geringen Än-
derungen während der ganzen Zeit in Kurland beibehalten. Um sich auf den
Winter einzurichten, war viel zu schaffen.In der Stellung an der Küste entstan-
den Unterstände für Mannschaften und Pferde. Schützengräben wurden ausge-
hoben, welche der Dünensand oder Schnee oft voll wehte. Vor den Stellungen,
noch im Wasser, entstanden ein Drahtverhau, der wiederholt Arbeiten erforder-
te, wenn Eisgang oder starker Wellenschlag ihn zu zerstören drohten.
Der Stab und die übrigen Eskadrons blieben in ihren Unterkünften und began-
nen mit dem Einrichten der Quartiere. Was hat der deutsche Soldat im Welt-
kriege nicht an " Wohnkunst" gelernt. Mann muß es gesehen haben, was hier-
rin geleistet wurde. Jeder benutzbare Raum wurde möglichst wohnlich gestaltet,
treppen wurden gebaut, Böden gedielt, Öfen gesetzt. Die Pferdeställe wurden
gegen die große Kälte gesichert, jahrelang lagernder Dung entfernt. Die Stände
wurden mit Krippen, Pfosten, Sattelhaltern und Flankierbäumen versehen. Auch
Reitbahnen mit richtigen Banden entstanden in den Scheunen. Fernsprechleitun-
gen verbanden Truppen und Stäbe.





Die Zeit in Kurland wurde benutzt, um das Regiment aufzufüllen und reich-
lich mit Kleidung zu versorge. Vollkommene Winterausrüstung war für alle
Mannschaften eingetroffen. Gasschutzgeräte wurden verteilt und damit geübt;
ein Teil der Wagen wurde ergänzt.
Zu Weihnachten wurde von der Heimat aller freundlichst gedacht; zahlreiche
Liebesgaben trafen pünktlich am 24.Dezember ein.
Regen Anteil nahm an den Weihnachtsfeiern die Zivilbevölkerung, soweit sie
deutschen Stammes war. Der Lette blieb, wenn auch nicht geradezu feindlich,
so doch zurückhaltend. Deutsch waren- jetzt sind die Deutschen ja fast restlos
vertrieben- auf dem Lande allerdings nur die Gutsbesitzer und Geistliche. Sie
stellten sich mit wenigen Ausnahmen freundlich und entgegenkommend zu
der deutschen Truppe. Die Verpflegung wurde zum Teil durch freihändigen
Ankauf beschafft. Das Regiment hatte ein Fischereikommando gebildet, bei
dem lettische Fischer gegen die Hälfte des Fanges mit Angehörigen des Regi-
ments fischten.
Die erste Hälfte des Januar 1916 brachte scharfen frost (28 Grad) und hohen
Schnee Der Geburtstag des Allerhöchsten Kriegsherrn (27.Januar) wurde
festlich begangen.

Ende Februar tauchten Gerüchte auf von bevorstehenden russischen Angriffen
bei Mitau mit verbundenen Landungsversuchen.

Die Landungsversuche unterblieben, die russische Offensive wurde aber
Mitte März zur Wirklichkeit. Sie brachte auch dem Regiment Veränderungen.
Mit anderen verfügbaren Teilen der 1.K.D. wurde der Stab, 2.,3.und 4.Eska-
dron am 21. März herausgezogen und über Talßen-Strasden nach Puren,Ligen
und Zehringen, nordwestlich Tuckum, in Marsch gesetzt, wo siebis zum 26.März
alarmbereit blieben. Am 27.März übernahm die 1.K.D. den Bahnschutz zwischen
Tuckum und Stenden. Rittmeister Juhl wurde die Sicherung der Strecke Kbf.Pu-
ren- Bahnschnittpunkt mit Straße Ligenmühle- Tilten übertragen. Am 31. März
wurde das Regiment nach Ablösung im Bahnschutz durch Infanterie in die frühe-
ren Unterkünfte entlassen. Am 1. April wurde Oberleutnant Wahnschaffe als
Adjutant zur 2.K.B. versetzt.
Am 30.Mai weilte S.M.der Kaiser in Mitau. Zu der dort stattfindenden Parade
wurden von allen Truppenteilen Abordnungen befohlen. Vom Regiment nahmen
teil: Oberstleutnant Hotop, Oberleutnant Kleinau, Leutnant Hirschfeld und von
jeder Eskadron 1 Unteroffizier und drei Mann.
Am 9. Juli trafen die schon mehrfach angekündigten Scheinwerfer ein.
Am 26.Juli erhielt der fünf MG starke MG-Zug die Bezeichnung MG- Eskadron
und einen neuen Etat (4 Offiziere,108 Mannschaften, 129 Pferde). Oberleutnant
Glahn übernahm die Führung der jüngsten Eskadron, der Leutnant Voelkerling,
Leutnant d.R. Kecker und  Leutnant Götte zugeteilt wurden. Leutnant Hillmann
trat zur 5.Eskadron zurück. Alle irgendwie entbehrlichen  Kräfte und Gespanne
wurden unter der Leitun von Oberleutnant d.R. von Zaborowski in der Landwirt-
schaft beschäftigt und hierzu russische Kriegsgefangene herangezogen.
Am 5. Januar  1917 wurden 2.und 3. Eskadron mit zwei MG aus dem Regiments-
abschnitt herausgezogen und unter Führung von Rittmeister Juhl nach Tuckum in
Marsch gesetzt. Die im Küstenschutz verbleibenden Teile (4.,5. und MG-Eskadron)
traten unter den Befehl von Rittmeister von Knobloch. Die Postierungen der am
9.Juni nach Tuckum befohlenen Radfahrer-Kompanie 159 übernahmen die 12.Ula-
nen. Am 6. Januar bezog die Abteilung Juhl, zu der noch zwei Eskadrons mit zwei
MG des Jäg.Rgt.z.Pf.9 und zwei MG der R.M.G. A.1(Reserve-MG-Abteilung 1)
traten, in Tuckum in Alarmquartiere.
Am 7.Januar marschierte die durch Abteilung Macketanz(zwei Eskadrons mit drei
MG des Drag.Rgt.1) verstärkte Abteilung Juhl nach Südosten über Schlampen-
Ersel nach Sumarak und trat unter den Befehl der 29.gem.Landwehr-Brigade. Hier
wurden sie geteilt. Die 3./Ul.-Rgt.12 unter Rittmeister Kaulbars sowie Abteilung
Macketanz wurden dem Inf.Rgt. 427 unterstellt und bei Latschen westlich der Aa
eingesetzt. Die übrige Abteilung marschierte nach Udre. Von hier aus wurde sie bei
Kalnzem östlich der Aa eingesetzt.
Am 8.Januar wurde die 3.Eskadron westlich der Aa bei dem Kastell Wznecken ein-
gesetzt. Gefreiter Baltruweit und  Ulan Steiner, 2.Eskadron sowie die Ulanen
Schilling, Jankowski und Lange, MG-Eskadron Unteroffizier Lukaschek, MG-Es-
kadron fiel durch Granatvolltreffer.
Als der Russe seine Angriffe am 9. Januar erneuerte, wurde er blutig abgewiesen.
Am 10.Januar wurden alle Teile der Abteilung Juhl herausgezogen und von der            29.gem.Landwehr - Brigade der Abteilung Graf Kanitz unterstellt. Abteilung
Macketanz mit 3/Ul.Rgt.12 trat unter direkten Befehl der Abteilung Graf Kanitz;
sie wurde in Kneis,Weißen und Knauken untergebracht. Abteilung Juhl-2/Ul.-Rgt.12
mit zwei MG sowie zwei Eskadron Jäg.Rgt.z.Pf. 9 mit zwei MG- bezog in und bei
Tuckum Ortsunterkunft.
Am 18. Januar übernahm Oberstleutnant Hotop nach Rückkehr vom Urlaub die
Führung der Abteilung Graf Kanitz, Rittmeister Juhl die Führung der 2.Eskadron.
Während die Abteilung Macketanz den Küstenschutz bei Kneis übernahm, wurden
die Eskadrons der bisherigen Abteilung Juhl dem Abschnitt II zu Arbeiten in der
Stellung zugeteilt.



















Am 1.Februar wurde die Abteilung Hotop nach Wiexeln verlegt und dem II./L.I.R.28
zum Ausbau der Stellungen zur Verfügung gestellt.
Am 18.Februar trat der Stab Ul.Rgt.12 zur 1.K.D. zurück, die Führung der bisheri-
gen Abteilung Hotop übernahm wieder Rittmeister Juhl. Am 2.März trat auch die
Abteilung Juhl zur 1.K.D. zurück und marschierte in die alten Standquartiere ab, in
welche sie am 5.März eintraf.

                                              Kriegsrangliste vom 15.5.1917

                                                         a) Feldregiment
                  Stab:
               Oberst                   Hotop,                 Kommandeur
               Oberleutnant         Kleinau,              Adjutant
               Oberleutnant d.R. von Zaborowski, Verpflegungsoffizier
               Leutnant               Rudloff,                Ordonnanz-Offizier
               Stabsarzt d.R.       Dr. Lüdicke,         Regimentsarzt
               Hilfszahlmeister  Hillgruber

2. Eskadron:                                                 4.Eskadron:
    Rittmeister           Juhl                                 Rittmeister d.R. Walzer
    Oberleutnant  a.D.                                       Leutnant             Hirschfeld
    Graf von Korff gen. Schmising-                 Leutnant   d.R.    von Below
    Kessenbrock                                               Leutnant              Schulz
    Leutnant               Schaeper (Gerhard)      Oberveterinär       Möller
    Leutnant d.R.       Ollmann                    
    Veterinär d.R.      Volmer

3.Eskadron:                                                  5.Eskadron:
  Rittmeister              Kaulbars                        Rittmeister          von Knobloch
  Leutnant  d.R.         Feistkorn                       Oberleutnant       Conrad
  Leutnant                 Schröter                          Leutnant d.R.      Gutzeit  
                                                                         Leutnant              von Sanden               
                                                                         Ass. Arzt d.R.      Dr Krueger

MG-Eskadron                                               b) Ersatz-Eskadron
  Oberleutnant         Glahn                               Major              Frh. von der Goltz
  Oberleutnant        Voelkerling                                                  Führer
  Leutnant               Schulze                             Rittmeister       Graßmann
  Leutnant               Achilles                            Rittmeister d.R. Kullack
                                                                        Rittmeister d.R. Heinze
                                                                        Rittmeister d.R. Sinnecker
                                                                       Leutnant     d.R. von Conradi

Rekrutendepot:
   Leutnant              von Kuenheim

Am 4. Juni wurde die 5.Eskadron herausgezogen und löste die 5.Eskadron des
Garde-Reiter- Regiments in Szillen bei Senten ab.
Vom 25. bis 31. Juli traten Stab und MG-Eskadron zu einem in und bei Tuckum 
als Armee-Reserve bestimmten Detachement.
Am 6.August wurde innerhalb des Regiments ein kleines Sportfest bei Sasmacken 
veranstaltet.Geländeritt und Jagtspringen für Offiziere, Springen für Unteroffiziere
und Geländelaufen, Hoch- und Weitspringen und Wettbuddeln für Mannschaften.
Am 8.August wurde die 3.Eskadron  in Stenden verladen und über Witau nach
Neugut  gefahren.
Das Regiment war unterdessen Mitte August im Küstenschutz durch Landsturm ab-
gelöst worden und hatte nach einer der Ausbildung gewidmeten Woche am 23. Au-
gust vom Rigaischen Meerbusen Abschied genommen
  



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