Freitag, 16. März 2018

Kapitel 4

Die Verteidigung Ostpreußens

Vom 5.Oktober 1914 bis 21.Februar 1915


1.Abschnitt: Vom 5.Oktober bis 12.Dezember 1914



 General der Artillerie von Schubert hatte am 3.Oktober den
Oberbefehl der 8.Armee an den bisherigen Kommandierenden
General des I.A.K., General der Infanterie Von Francois abge-
geben. General von Francois beschloß, seine Aufgabe "Schutz
Ost-und Westpreußens" nicht durch starre Verteidigung, son-
dern angriffsweise zu lösen. Die wirksamste Abwehr lag nach
seiner Ansicht gegenüber dem zahlenmäßig weit überlegenen,
aber schwerfälligen Russen in einer dauernden Beunruhigung
durch kleinere und größerre Angriffsunternehmungen, die
aallerdings an die Truppe starke Anforderungen stellte.
 General von Francois erließ am 4.Oktober abends den ersten
von ihm unterzeichneten Armeebefehl: "I.Armeekorps wirft
morgen mit Hellwerden den vor ihm stehenden Feind auf
Suwalki zurück. 3.Reserve-Division begleitet den Angriff über
Ratschki. 1. Kavallerie-Division verbleibt in Szittkehmen.
I.Reservekorps behauptet sich in seiner Stellung.
 Bei dem weiten Raum, den die 1.K.D. zwischen I.A.K. und
I.R.K. zu sichern hatte, konnte sie die Russen lediglich hindern,
gegen die Flanke eines der beiden Korps vorzustoßen.
 Vom 5.bis 8.Oktober stellte sich das Regiment wie die übrige
Division auch mit immer wieder verschiedenen Aufträgen auf
den Höhen östlich Szittkehmen bereit. Die reitende Abteilung
beschoß wiederholt feindliche Infanterie und Artillerie, die
von Wizajny anmarschierten. Mehrfach wurde die Grenze
überschritten, abends aber stets wieder Alarmquartiere auf
deutschen Boden in Knitzen, Pelkawen, Matzutkehmen,
Kallweitschen und Dgutschen bezogen. Vom 9.Oktober ab
besetzte das Regiment eine Stellung auf den Höhen hart nörd-
lich Pablindszen mit Schützen und baute sie in den folgenden
Wochen aus.















Am 25.Oktober wurde die 41. K.B. und die 2.Eskadron des
Regiments, die bisher als Aufklärungs-Eskadron verwendet
worden war, nach Lyck verladen. Die 2.K.B. erhielt den
Befehl, die Stellung der 41.K.B. zu übernehmen. Das Regi-
ment, dem eine Landsturm-Kompanie, eine Landsturm-
Eskadron, die 3./Ul.R.4 (bis 25.10.),ein Zug der M.G.K.
des Jäg.B.2 und ein Zug reit.F.A.R.1 unterstellt wurden, be-
setzte eine Stellung von Auxinnen bis Sausleszowen und
baute sie in gleicher Weise wie die bisherigen Stellungen bei
Pablindszen aus. Quartiere wurden in den Dörfern Dobawen,
Budweitschen und Billehnen bezogen.
Unter der Überschrift: Auf Vorposten in Sausleszowen"
schreibt Vizewachtmeister Thulke, 5.Eskadron: "Im Oktober
1914 lagen Leutnant Gutzeit und ich mit 20 Ulanen in Saus-
leszowen am Wysztyter See auf Vorposten. Die Russen lagen
uns auf einer Höhe 600 m entfernt gegenüber, die wir gut be-
obachten konnten. Zuerst verlief alles ruhig, nur am Tage wur-
de gegenseitig einzelne Schüsse gewechselt.

















An einem sonnigen Nachmittag war drüben alles still, auch
nichts zu sehen. Drei Mann  von uns erboten sich freiwillig,
nachzusehen, was der Panje machte. Durch das günstige Ge-
lände krochen sie die Höhe hinauf bis an den russischen
Schützengraben und fanden, daß die Hälfte der Russen schlief
und die anderen entkleidet in ihrer Wäsche Haussuchung ab-
hielten.














Leider hatten wir damals noch keine Handgranaten. Als die Russen
unsere drei Mann entdeckten, ging eine große Schießerei los, aber
unsere drei Ulanen rollten sich wie ein Fußball den Abhang herunter
und kamen heil wieder zurück. An der Südspitze des Wysztyter See
wohnte ein russischer Wassermüller, bei dem die Russen nachts im-
mer verkehrten. Nach acht Tagen wurde es drüben immer lebhafter.
An einem Abend fühlten wir uns nicht mehr ganz sicher und wir
verstärkten unsere Postenlinie. Die Nacht war Neblig und dunkel,
so daß die Hand vor Augen nicht zu sehen war. Um 2 Uhr morgens,
als die Ablösung erfolgte, dauerte es dem Unteroffizier Kurrat etwas
zu lange. Er ging hinaus, begegnete einigen Gestalten und hörte die
Worte "Germanski, Germanski" fallen. Kurrat sprang etwas zurück,
schoß und schrie:"Kerls, die Russen sind da !" Nun begann eine
große Schießerei, aber einer konnte den anderen nicht sehen. Den
Ulan Pickert hatten die Russen schon von hinten am Koppel und
wollten ihn rückwärtsschleifen. Pickert machte in seinem Kampf
schnell das Koppelschloß auf und wurde wieder frei. Die ersten
Russen verschwanden, aber es kamen gleich mehr. Letnant Gutzeit
und ich waren im Gutshause eben eingeschlafen, als der Hofposten
Alarm schlug. In Stall und Scheune standen unsere Pferde. Die über-
zähligen Leute schliefen wie tot im Stall, nur ein schnelles Wecken
mit Wasser machte sie munter. Die Russen standen schon dicht vor
dem Gehöft und schossen. Ich lief in die Scheune, schnitt die An-
binderiemen durch und trieb die Pferde hinaus. Diese wurden durch
die Schießerei wild und liefen durcheinander. Als sie aber die Gefahr
merkten, fanden sie sich wieder zusammen und folgten dem vorders-
ten Pferde, welches schon geführt wurde. Als das letzte Pferd vom
Hof war, waren auch schon die Russen auf dem anderen Ende zu hö-
ren. Unsere Posten zogen sich schießend in die Dunkelheit zurück,
und so wußte der Russe nicht, was er vor sich hatte. Leider mußten
wir unsere Lanzen und Liebesgaben, welche wir abends empfangen
hatten, zurücklassen. Am anderen Tage entwickelte sich das Gefecht
an der Romintenscher Heide, in dem das Regiment Tote und Verwun-
dete hatte."

Am 30.Oktober griff der Russe wiederum mit starken Kräften an. Das
Regiment hielt aus, bis es den Befehl der Division 12,30 Uhr nach-
mittags auf die Romintensche Heide zurückrief. Die 4.Eskadron
machte nochmals östlich Pelkawen, die 5. Eskadron bei Ribbenisch-
ken Front, um den Abmarsch zu decken. Während die 4.Eskadron
in der Nacht die Osteingänge der Romintensche Heide bei Pelkawen
sicherte, zog das übrige Regiment in Kaisers Rominten unter.
An diesem Tage fielen Vizewachtmeister Durchholz, Unteroffizier
Bromberger, Ulan Condereit und Ulan Graw. Ulan Bethke wurde
schwer verwundet, Gefreiter Christensen geriet verwundet in rus-
sischer Gefangenschaft, in der er im Juni 1916 starb.
Am 1.November besetzten 3. und 4. Eskadron erneut die Höhe 215
bei Dumbeln, die 5.Eskadron die Höhen bei Grigalischken.
 Am 2. November wurde Oberst von Below mit der Führung der
2.K.B., Generalmajor Frhr.von Kap-herr mit der Führung der 8.K.D.
beauftragt. Die Führung der 12. Ulanen übernahm Major Hay, bisher
beim Stabe des Ulanen-Regiments 7.




















Artur Hay

*  04.November 1866

+  24.  April       1940

13.11.1886 Port.Fähnr.
17.09.1887 Sek.Ltn.
14.11.1895 Pr.Ltn.
27.01.1902 Rittm.
17.09.1909 Major
24.12.1914 Osl.
06.11.1917 Oberst





- 1892 vom Drag.Rgt. Nr. 14 in das Ul.-Rgt Nr.12
-  01.11.1914 Kdr. des Ul.-Rgt. Nr.12 bis 13.06.1915
-  10.6.1918 Kdr. des Ul.-Rgt. Nr.12

General von Francois bat um Enthebung von seiner Stellung
als Oberbefehlshaber der 8. Armee. Sein Nachfolger  General
Otto von Below.
Er sah sich gezwungen die Truppen der 8. Armee hinter die
Masurischen Seen und die inzwischen befestigte Angerrapp-
Linie zurückzunehmen.
Russische Artillerie

Am 11. November trat die 9.Armee unter Mackensens Führung
den Vormarsch von Thorn-Hohensalza an. Bei Lodz reifte Mitte
November die Entscheidung heran, der Ring um eine riesige
Masse von Kampftruppen und Kolonnen schloß sich immer en-
ger. Doch die erhoffte Einkreisung mißlang. Starke russische
Kräfte kamen den südöstlich Lodz kämpfenden deutschen
Truppen in Flanke und Rücken. Die Kämpfe währten noch bis
tief in den Dezember hinein.

Nun wieder zum Regiment zurück.
Am 6.November rückte das Regiment nordwärts nach Schillu-
pönen ab und ging in Milluhnen zur Ruhe über. Am 7.Novem-
ber ging das Regiment im Brigadeverband bis Jurgaitschen vor.
Als Patroullienführer zeichneten sich während dieser Zeit u.a.
besonders aus: Leutnant Conrad, die Leutnants d.R. Jahn und
Wendt, die Vizewachtmeister Knus und Paukstadt, die Serge-
anten Hennig, Quednau, Storrost, Jaquet, die Unteroffiziere
Hermann, Sprengel, Kindermann, Luckenbach, Bahr. Gefallen
war Ulan Strehl, verwundet wurde Ulan Klein.
Am 10. November erhielt Rittmeister Juhl Befehl, zur 1.K.D.
zurückzumarschieren, die er über Angerburg- Darkehmen-
Gumbinnen am 14.November erreichte.
Am 30. November sammelte sich das Regiment in Breiten-
stein und marschierte über Kauschen bis Dubinnen vor.
Am 3. Dezember besetzte das Regiment eine Stellung bei
Wittgirren und Zwirballen und baute sie aus.
Das Regiment kam erst am 12. Dezember in Richtung Drangu-
pöner Wald- Dauden zum Einsatz.


2.Abschnitt: Vom 15.Dezember 1914 bis 21.Februar 1915

Mitte Dezember war das russische Heer auf der ganzen Front
zum Stehen bezw. zur Umkehr gebracht worden.
Das regiment besetzte am 13. und 14. Dezember eine Stellung
bei Drangupönen.
Am 18. Dezember ging es wieder ein Stück nach Norden. Der
Ritt führte über Audeaten- Payszeln nach Kl. Wersmeningken.
Hier erhielten die 12.Ulanen den Abschnitt vom Instertal bis
zum Wege Klohnen- Gr. Wersmeningken zugewiesen.
Am 21.Dezember fiel Ulan Hoffmann.
Am 26.Dezember lösten die 12.Ulanen das Jäger-Regiment
zu Pferde Nr. 10 ab und übernahmen die Sicherung bei Kra-
klicken. Zur Erkundung der Stärke des Gegners nördlich
Lasdehnen wurde am 29.Dezember abends die Patrouille
Leutnant Voelkerling über Lubinehlen nach Jucknaten hinter
die russischen Postierungen gesandt.
Am 30. Dezember marschierte das Regiment im Verband der
verstärkten 2.K.B. von Galbrasten über Schacken- Wiklaugken
- Gricklaugken. Bei Jucknaten wurde u.a. Leutnant Graf von
Korff gen. Schmising-Kessenbrock verwundet.
Am 31.Dezember sammelte sich das Regiment bei Alt Skardu-
pönen und marschierte über Lasdehnen- Gr. Wersmeningken
- Kl. Wersmeningken- Löbegallen bis Bärenfang.
Am 1.Januar 1915 sammelte sich das Regiment in Budwethen
zur Verfügung der Division und bezog im Laufe des Nach-
mitags Quartiere in Pötkallen, Szurellen, Gaistauden und
Wingschnien.
Am 5.Januar wurde die 5.Eskadron nach Trappönen verlegt.
Am 8.Januar marschierten 2. und 3.Eskadron nach Trappönen
und lösten die 2./Jäg.z.Pf.9. ab.
Am 5.Februar fielen der Unteroffizier Bahr und Ulan  Faust
bei Neu- Luböhnen.
Am 14. Februar erhielt Rittmeister Kaulbars Befehl, mit seiner
durch eine Landsturm-Kompanie und 2 Geschütze verstärkten
Eskadron nach Sudargi abzurücken.















Am 21. Februar besetzte das Regiment zunächst den Westrand von
Sylwanowce und griff dann, zwischen Jäger-Bataillon 2 und Jäger-
Regiment zu Pferde Nr.9 eingesetzt, den Feind an. Die Schützen des
regiments führte Rittmeister Frhr. von Rotenhan, die der 4.Eskadron
Leutnant d.R. Gerber.

Der Tag hatte dem Halb-Regiment erhebliche Verluste gekostet.
Gefallen war Leutnant d.R. Gerber. Außer Rittmeister Frhr. von
Rotenhan und Fähnrich Willrich wurden zwölf Mann verwundet,
von denen die Ulanen Klein und Burckert ihren schweren Ver-
letzungen erlagen.



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