Donnerstag, 27. April 2017

Die Zeit bis zum 1. Weltkrieg









 In den Friedensjahren spielte sich der Dienst des Regiments in der Garnison
Insterburg hauptsächlich in den Kasernen mit den sandigen Reitplätzen, dem
harten, mit spärlichem Gras überzogenen Fußexerzierplatz, den Reitbahnen
und den Schwadronsställen ab. Jeder denkt noch gern an die in altpreußischer
Sparsamkeit geschaffenen Gebäude zurück.
 Wie auf einem Ameisenhaufen sah es dort aus, wenn Anfang Oktober die
Rekruten kamen. In Zivilanzug, ein Köfferchen in der Hand, viele von ihnen
etwas verstört und verzagt dreinschauend ob all`des Neuen, das sich ihren
Augen bot, und in Erwartung der drei nicht leichten Dienstjahre.
 Schnell wurden Soldaten und sogar Kavalleristen aus den oft recht unge-
lenkten Bürschchen, deren Heimatsdorf meist in Ostpreußen lag. Die Städte
stellten nur einen geringen Teil des Ersatzes, der fast nur aus Freiwilligen be-
stand. Angetan mit der 5. Garnitur saßen sie auf ihren Braunen, Rappen,
Füchsen,vereinzelt auch auf Schimmeln, und machten Freiübungen, ver-
suchten krampfhaft die Fäuste mit den "dachförmigen" Daumen selbst im
Mitteltrabe vorschriftsmäßig hinzustellen oder richtig anzugaloppieren.
Ein Gewirr überlauter Stimmen hallte über den Kasernenhof, wenn die
Rekrutenabteilung gleichzeitig ritten und die Rekrutenoffiziere mit ihren
Hilfslehrern (Unteroffiziere) Kommandos gaben und Fehler berichtigten.
Außer de Rekruten-Abteilungen gingen meist vormittags in den Reitbahnen
oder auf den offenen Reitplätzen die "alten" und die "jungen Remonten"
sowie die Abteilungen A, B, C, D unter den Unteroffizieren, Gefreiten und
Mannschaften des 2. und 3. Jahrgangs. Es war ein schönes, warmblütiges
Pferdematerial, das dort für seine militärischen Aufgaben unter der Leitung
von Oberleutnants, Leutnants und Wachtmeistern vorgebildet wurde. Oft
übernahm auch der Eskadronschef einige Dressur-Abteilungen selbst, so
fast regelmäßig die jungen Remonten.
 Während des ganzen Winters ritten die Oberleutnants und Leutnants in der
Offiziersreitstunde, meist unter Leitung des Majors beim Stabe, ihre Char -
gen- und eignen Pferde. Da konnte der erstaunte Bahndienst feststellen,daß
auch die Herrn Offiziere oft recht unsanft mit der Reitkunst vertraut gemacht
wurden. Manch älterer Oberleutnant sehnte im November und Dezember das
Weihnachtsfest und die Bügel als Weihnachtsgeschenk beklommenen Her-
zens herbei;  den der Sattel war glatt, der brave Charger nicht immer bequem
und die Sprungstange konnte recht hoch eingelegt werden.
 Anfang November waren die Rekruten so weit, daß sie in der Öffentlichkeit
gezeigt werden konnten.
 Während die Rekruten im Winter verhältnismäßig selten Dienst außerhalb
der Kaserne hatten, wurde das übrige Regiment häufig gemeinsam mit an-
deren Truppen zur Übungen herangezogen.
 Die Winterausbildund der Eskadrons, für die der Eskadronschef die volle
Verantwortung trug, und die seine unablässige Überwachung in allen Dienst-
zweigen, besonders bei der Anlernung der Unteroffiziere und jüngeren Offi-
ziere als Lehrer erforderte, fand nach den "Trensenbesichtigungen" im Janu-
ar in den "Kandarrenbesichtigungen" kurz vor Ostern ihren Abschluß. Der
Regimentskommandeur sah hierbei sämtliche Reitabteilungen, das Fußexer-
zieren, Turnen, Zielen und Anschlag, Säbel- und Lanzenfechten, den Dienst-
unterricht, die Telegraphisten, die Beschlagsschmiede und die Ökonomie-
handwerker. Auf sein Lob hoffte, seinen Tadel fürchtete jeder.
 Die treueste Stütze des Eskadronschefs war der etatsmäßige Wachtmeister,
die Mutter der Eskadron. Seine Hauptaufgabe bildete die Überwachung des
inneren Dienstes im Stall und in der Kaserne; er führte, unterstützt von dem
"Paroleschreiber" , die Bücher, Stammrollen und die zahlreichen Listen.
Seine Stellung erforderte unbedingte Vertrauenswürdigkeit und viel mili-
tärisches Taktgefühl. So kam es, daß die etatsmäßigen Wachtmeister meist
sehr lange in ihren Stellungen blieben. Viele konnten auf eine zwölf-bis
achtzehnjährige Dienstzeit zurückblicken. Als Kennzeichen ihrer Würde
dienten nicht nur die doppelten Tressen am Ärmelaufschlag, sondern in
der Regel auch eine  gewisse Wohlbeleibtheit, ein martiakischer Schnurr-
bart und das dicke, ledergebundene Notizbuch. Viele waren Orginale im
besten Sinne des Wortes. Ähnliche Ausnahmestellungen nahmen der
Regimentsschreiber und der Regimentsquartiermeister ein.Oberbüchsen-
macher, Regimentssattler und Regimentsschneider gehörten zwar nicht
mehr dem Soldatenstande an, waren aber meist aus dem Unteroffiziers-
korps hervorgegangen.
 Nach Ostern erschien die erste Rate der Reserve-Offiziere, um ihr mili-
tärisches Wissen und Können für den sicher zu erwartenden Ernstfall
aufzufrischen und gleichzeitig die Bande der Kameradschaft enger zu
gestalten, die sie mit dem Regiment und Offizierskorps verbanden.
 Nun begann das Schwadronsexerzieren. Frühmorgens holte der Trom-
peter vom Dienst die Schläfer aus den Betten, nicht, nicht aus den Federn;
es gab nur Strohsäcke und Wolldecken. Im Drillichanzug mit blauer
Schürze und klappernden Holzpantoffeln eilten die Mannschaften in die
Ställe. Der Futtermeister, ein älterer Unteroffizier, meist mit stattlichem
Schnurrbart, waltete dort bereits seines Amtes. Freudiges Wiehern hallte
durch die langen Ställe, wenn der Futterkarren die Stallgasse entlang ge-
schoben wurde und geschäftige Hände der Stallwache den Inhalt der
Futterschwinge in die Krippen schütteten. Nach kurzer Frühstückspause
wurde gesattelt und bald stand die Eskadron in Linie, schnurgerade ge-
richtet, zum Abmarsch bereit. Der hinter der Front haltende Wachtmeis-
ter glich noch rasch durch halblauten, aber nicht mißzuverstehenden Zuruf
die letzten Unstimmigkeiten in Sitz, Richtung, Fühlung, Vordermann und
Anzug aus. Die 4 Zugführer hielten drei Schritt vor ihren Zügen, den ge-
zogenen Säbel auf dem Oberschenkel. Lustig flatterten die weißschwarzen
Lanzenflaggen im Morgenwinde.Sobald der gestrenge "Chef" erschien,
galoppierte ihm der älteste Zugführer entgegen und meldete die Stärke der
Eskadron. Und dann gings hinaus zum Exerzierplatz. Die Schwadron,
welche die Musik hatte, machte an diesem Tage meist einen Umweg durch
die Stadt, und hinter der Gardine so manchen Fensters sah herzklopfend
ein Blondkopf die schmucken Ulanen vorüberreiten," mein Schatz ist ein
Reiter, ein Reiter muß es sein, das Pferd ist des Königs, doch der Reiter ist
mein !"... Lustig schmettern die trompeten in den frischen sonnigen Früh-
lingsmorgen.
 Bald war der Exerzierplatz erreicht. Bald tummelten sich auf ihm wohl
600 Pferde. Einreiten, Lanzenfechten, Exerzieren in Zügen, Gefecht zu
Fuß und Exerzieren in der Schwadron in allen Gangarten wechselten in
logisch durchdachter Folge. In gestrecktem Galopp umkreisten die Eska-
dronschefs, gefolgt von ihren Schatten, den "Cheftrompetern" die Schwa-
dronen, Lob und Tadel den einzelnen zurufend. In kurzen Pausen konnten
die Pferde verschnaufen, während den Herrn Zugführern klargemacht wurde,
daß sie noch lange nicht geradeaus und Tempo reiten könnten und gefälligst
die Nase ins Reglement zu stecken hätten. Auch die Flügeloffiziere erhiel-
ten ihre Lektion, sie sollten die Züge besser zusammenhalten und besser
auf Vordermann reiten. Ein Parademarsch beschloß die Übungen.




















Und dann ging es heimwärts, Reiter und Pferde meist über und über mit
Staub bedeckt. In den Stallungen mußten, soweit dies nicht schon vor dem
Ausrücken geschehen war, die Remonten geritten, die vom Exerzieren kom-
menden Pferde geputzt, Sattelzeug, Anzug und Waffen gereinigt werden. Da
gab es genug Arbeit. Am Nachmittag wurde geturnt, am lebenden Pferde
voltigiert oder Dienstunterricht abgehalten, häufig ging es zum Schulschießen
auf die sonnigen Schießstände.
Wenn die Eskadronsbesichtigungen nahten, wurden die Anforderungen an
Mann und Pferd gesteigert. Jeder wollte vor all den Vorgesetzten, die als
Prüfende kamen, bestehen.
 Anschließen an die Eskadronsbesichtigungen begann das Regimentsexer-
zieren. Zugführer und Flügelunteroffiziere hatten nun weniger Gelegenheit,
"unangenehm aufzufallen", jetzt gab  es dafür in den Atempausen öfter
eine mehr oder weniger liebsame Aussprache zwischen Regimentskomman-
deur und Eskadronschefs.Nur wenige, aber herrliche Tage waren es, an de-
nen das ganze schöne, stolze Regiment mit seinen fünf Schwadronen in
langem Galopp über den Platz jagte, die Züge und die Eskadrons auf Signal,
Kommando oder Wink mit dem Säbel herumgeworfen wurden, wie festge-
fügt, aus Metall gegossene Massen. Da leuchtet jedem Stolz und Lebensfreu-
de aus den Augen; denn "das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der
Pferde". Freilich, wo gehobelt wird, da fallen Späne. Manch einer kam in
Staub und Gedränge, oder, wenn es über die Mauer, den Graben und den
wall ging, zu Fall, mancher Knochenbruch war zu beklagen und auch die
Lanze zeigte sich wohl hin und wieder unbeabsichtigt als gefährliche Waffe.
Regimentsarzt und Veterinär waren nicht umsonst zur Teilnahme an den
Übungen befohlen. Das Regimentsexerzieren fand seinen Abschluß in einer
Besichtigung durch den Kommandierenden General, der gelegentlich auch
der Armee- Inspekteur beiwohnte. Beim formalen Exerzieren, der Lösung
taktischer Aufgaben gegen einen markierten oder von anderen Truppen
dargestellten Feind hatte das Regiment den Nachweis seiner kriegsmäßigen
Ausbildung zu erbringen. Die Regimentsbesichtigung war der bedeutungs-
volle Tag im Jahre. Da Regimentsexerzieren folgten in der Regel einige
Wochen, die dem Felddienst, der Ausbildung im Aufklärungs-und Siche-
rungs-,Patrouillen- und Vorpostendienst gewidmet waren. Auch Nacht-
übungen fanden in dieser Zeit statt.
 Mit schmetternden Trompeten rückt das Regiment Ende September in
seine Kaserne wieder ein und nun heißt es."Parole ist Heimat". Die Re-
servisten des 3.Jahrgangs, soweit sie nicht als Unteroffiziere "kapitulier-
ten" ,vertauschten dann die Ulankas mit dem Zivilrock. Die Extramütze
kek auf das rechte Ohr gedrückt, ein Stöckchen mit dem Faustriemen in
den Schwadronsfarben in der Hand, marschieren sie zum Bahnhof, fröh-
lich singend : " Wer treu gedient hat seine Zeit, dem sei ein volles Glas
geweiht!" - oft waren es dann mehrere.
 Noch ehe die neuen Rekruten eintrafen begann für die Offiziere und
Unteroffiziere das Jagtreiten zur Weiterbildung von Reiter und Pferd im
Gelände. Täglich 6 Uhr abends versammelten sich die dienstfreien , unver-
heirateten Offiziere im Kasino zum Essen. Es war einfach , aber behaglich
eingerichtet und barg viele Erinnerungen an die Geschichte und an ehe-
malige Angehörige des Regiments. Wenn das Offizierskorps zu seinen
alljährlich stattfindenden Regimentsballe eingeladen hatte, strahlten die-
se Räume in einer Fülle von Licht und schöne Frauen schwebten über das
Parkett. Jeder, der dem Offizierskorps angehörte, konnte sich hier heimisch
fühlen und er wird gerne zurückdenken an die vielen schönen Stunden,
die er  hier verleben durfte. Frohsinn und gesunder Humor hatten im Ulanen-
kasino ein bleibendes Quartier, wie es ja bei Reitersleuten nicht anders sein
kann und darf.
























Medaille zum

50. Regiments-

jubiläum






Neue Felduniform






















       Die Felduniform 1907/1910



















-Tschapka mit Überzug
-Ulanka mit weißen Paspelierungen,
-Kragen und Ärmelaufschläge
  mit hellblauen Paspelierungen.
- Braunes Lederzeug und Stiefel













Ulan vom Ulanen-Rgt.Nr16 (hatten die gleiche Uniform wie die
12er Ulanen.Nur Knopffarbe und Helmbeschläge waren silbern.)


Säbelkoppel für

berittne Truppen














Kavalleriestiefel

















                            Friedensrangliste 1914


    Kommandeur                        Oberstleutnant   von Below
    Etatsmäßiger Stabsoffizier .  Major                       Werner
   
    Rittmeister     König              4. Eskadron
    Rittmeister     Müller             5. Eskadron
    Rittmeister     Brix                 3. Eskadron
    Rittmeister     Juhl                 2. Eskadron
    Rittmeister     Schepke          1. Eskadron
    Rittmeister     Kinitz                 Stab
    Oberleutnant Giersberg         kommand. bei der Kriegsschule in Metz
    Oberleutnant Kaulbars          kommand. bei der Kriegsschule in Glogau
    Oberleutnant Graßmann       5. Eskadron
    Oberleutnant von Knobloch kommand. zur Militär-Reitschule Insterburg
    Leutnant        Schlüter          kommand. bei der Haupt-Kadett. Anstalt
    Leutnant        von Dippe      1. Eskadron
    Leutnant        Hahn              kommand. bei Telegrafen Bataillon Nr. 1
    Leutnant        Wahnschaffe  2. Eskadron
    Leutnant        Kleinau          3. Eskadron
    Leutnant        Michel            kommand. zur Offiziers-Reitschule in Soltau
    Leutnant        Glahn             2. Eskadron
    Leutnant        Gericke          4. Eskadron
    Leutnant        Conrad           2. Eskadron
    Leutnant        Voelkerling    3. Eskadron
    Leutnant        Hirschfeld      kommand. zur Offiziers-Reitschule in Soltau
    Leutnant        Rudloff          5. Eskadron
    Leutnant        Robitzki        4. Eskadron

       Regimentsarzt  : Ober- Stabsarzt  Dr. Ley
       Regiments-Veterinär : Stabs-Veterinär Wiedmann
                                           Stabs-Veterinär Bernhard
       Zahlmeister   Dietrich
                                     



Die russische Armee macht für den Einmarsch in Ostpreußen mobil



Die Einberufung

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