Den lebenden und toten Mitkämpfer des
Regiments in treue gewidmet
Regiments - Geschichte
von
Dr. Ernst Zipfel
1931
Den Lebenden zur Erinnerung, den Toten zum Gedächtnis,
den Nachkommen zur Nacheiferung
Mögen unsere Feind sich heute noch so brüsten, wir können das stolze
Bewußtsein mit uns nehmen, daß das alte deutsche Heer seine Pflicht
gegen eine Welt von Feinden getan und seinen Schild blank gehalten
hat, wie es klar auf einem Reiterstandbild am Rhein zu lesen steht:
Wenn Tausend einen Mann erschlagen,
Das ist nicht Ruhm, das ist nicht Ehr,
Denn heißen wird`s in spät`ren Tagen
Gesiegt hat doch das Deutsche Heer.
Wir Überlebenden des Regiments sind stolz darauf, zu den tapferen
deutschen Reitern gehört zu haben, auf die unsere Regimentsgeschichte
und unser Denkmal hinweisen, und hoffen, daß das Regiment einst in
einer neuen, ebenbürtigen Gestalt wieder erstehen wird zum Schutz und
zum Ruhm unseres geliebten vaterlandes.
Arthur Hay
Generalmajor a.D.
1. Kapitel
Die Lage bei Ausbruch des Weltkrieges.
Aufmarsch der russische
Truppen
Der deutsche Operationsplan und Aufmarsch.
Kräfteverhälnis
Die deutsche 8. Armee stand in Ostpreußen der russischen Nordwestfront
gegenüber. Generaloberst von Prittwitz verfügte über 4 Korps, die ins-
gesamt aus 13 Infanteriedivisionen ( 6 aktive Infanteriedivisionen,
3 Reserveinfanteriedivisionen, die bei Kriegsbeginn mobil gemacht
wurden, 2,5 Divisionen, die aus Festungstruppen gebildet wurden,
und 1,5 Divisionen Landwehrtruppen) sowie einer Kavalleriedivi-
sion bestanden.
Die russische Nordwestfront führte zwei Armeen mit 9 Korps, die
19 aktive Infanteriedivisionen, 2 Reservedivisionen ( bei Kriegsbe-
ginn mobil gemacht) und 10 Kavalleriedivisionen umfaßten.
Führer der russischen Verbände
Nordwestfront
Oberbefehlshaber
General der Kavallerie
Jakow Grigorjewitsch
Schilinski
* 15.03.1853
+ 1918
Chef des Generalstabes - Generalleutnant Mileant
1.(Njemen-)Armee
General der Kavallerie
Paul von Rennenkampf
II.Armeekorps - General Sergei Michailowitsch
Scheidemann
* 18.08.1857
+ 1922
III.Armeekorps - General Jepantschin
IV.Armeekorps - General Aliew
XX.Armeekorps - General Smirnow
2.(Narew-)Armee
General der Kavallerie
Alexander Wassiljewitsch
Samsonow
* 14.11.1859
+ 30.08.1914
I.Armeekorps ab 28.08.1914
General
Leonid Konstantinowitsch
Artamonow
* 25.02.1859
+ 19.12.1931
General Alexander Alexandrowitsch Duschkewitsch)
VI.Armeekorps - General Blagowjeschtschenski
XIII. Armeekorps - General Klujew
XV. Armeekorps - General Martos
XXIII. Armeekorps - General Cyprian Antonowitsch
Kondratowitsch
Im Sinne eines Kräftevergleichs ergab sich damit für die Gefechte
in Ostpreußen insgesamt folgendes Bild:
Rußland Deutschland Verhältnis
485 000 Mann 173 000 Mann 2,8 : 1
1 620 Geschütze 782 Geschütze 2,1 : 1
21 Infanteriedivisionen 13 Infanteriedivisionen 1,6 : 1
10 Kavalleriedivisionen 1 Kavalleriedivision 10 : 1
Die anhaltende deuliche russische Überlegenheit kam auch dadurch
zustande,daß weitere 5 Ersatzdivisionen der 8. deutschen Armee, die
ab dem 12.8. verfügbar gewesen wären, entgegen der ursprünglichen
Planung nunmehr an die Westfront beordert worden waren.
Führer der deutschen Verbände
Oberbefehlshaber - bis 22.8.Generaloberst von Prittwitz und Gaffron
Ab 22.8. General(ab 29.8. Generaloberst) Paul von
Hindenburg
Ab 22.8. General(ab 29.8. Generaloberst) Paul von
Hindenburg
Chef des Generalstabes- bis 22.8. Generalmajor Georg Graf von Waldersee
ab 22.8. Generalmajor Ludendorff
Oberquartiermeister - Generalmajor Grünert
1.Generalstabsoffizier - Oberstleutnant Hoffmann
Feldeisenbahnchef Ost - Major Kersten
ab 22.8. Generalmajor Ludendorff
Oberquartiermeister - Generalmajor Grünert
1.Generalstabsoffizier - Oberstleutnant Hoffmann
Feldeisenbahnchef Ost - Major Kersten
1. Armee-Korps - General der Infanterie von Francois
1.Infanteriedivision - Generalleutnant von Conta
2.Infanterirdivision - Generalleutnant von Falk
1. Reservekorps - Generalleutnant von Below
1. Reservedivision - Generalleutnant Sigismund von Förster
* 24.02.1856
+ 11.08.1934
36.Reservedivision - Generalleutnant Kurt Kruge
35.Reservedivision
(Hauptreserve Thorn) - Generalleutnant von Schmettau
Landwehrdivision Goltz -Generalleutnant Frhr,von der Goltz
1.Infanteriedivision - Generalleutnant von Conta
2.Infanterirdivision - Generalleutnant von Falk
1. Reservekorps - Generalleutnant von Below
1. Reservedivision - Generalleutnant Sigismund von Förster
* 24.02.1856
+ 11.08.1934
36.Reservedivision - Generalleutnant Kurt Kruge
35.Reservedivision
(Hauptreserve Thorn) - Generalleutnant von Schmettau
Landwehrdivision Goltz -Generalleutnant Frhr,von der Goltz
XVII Armee-Korps - General der Kavallerie von Mackensen
35. Infanteriedivision - Generalleutnant Hennig
36. Infanteriedivision - Generalleutnant Konstanz von Heineccius
35. Infanteriedivision - Generalleutnant Hennig
36. Infanteriedivision - Generalleutnant Konstanz von Heineccius
XX Armeekorps - General der Artillerie von Scholtz
37.Infanteriedivision - Generalleutnant von Staabs
41. Infanteriedivision - Generalmajor Sontag
3. Reservedivvision - Generalleutnant von Morgen
Landwehrdivision Unger- Generalmajor von Unger
1.Kavalleriedivision - Generalleutnant Brecht
37.Infanteriedivision - Generalleutnant von Staabs
41. Infanteriedivision - Generalmajor Sontag
3. Reservedivvision - Generalleutnant von Morgen
Landwehrdivision Unger- Generalmajor von Unger
1.Kavalleriedivision - Generalleutnant Brecht
Generaloberst Maximilian
von Prittwitz und Gaffron
* 27.11.1878
+ 29.03.1917
Generalleutnant
Paul von Hindenburg
* 02.10.1847
+ 02.08.1934
Generalmajor
Georg Graf von
Waldersee
* 01.09.1860
+ 07.09.1932
Generalmajor
Erich Ludendorff
* 09.04.1865
+ 20.12.1937
Generalmajor
Paul Grünert
* 12.01.1861
+ 17.04.1935
Oberstleutnant
Max Hoffmann
* 25.01.1869
+ 08.07.1927
Georg Graf von
Waldersee
* 01.09.1860
+ 07.09.1932
Generalmajor
Erich Ludendorff
* 09.04.1865
+ 20.12.1937
Generalmajor
Paul Grünert
* 12.01.1861
+ 17.04.1935
Oberstleutnant
Max Hoffmann
* 25.01.1869
+ 08.07.1927
General der Infanterie
Hermann von Francois
* 31.01.1856
+ 15.05.1933
General der Kavallerie
August von Mackensen
August von Mackensen
General der Artillerie
von Scholtz
Generalleutnant
Hermann von Staabs
Generalleutnant
Adalbert von Falk
Generalmajor
Leo Sontag
General
Otto von Below
General von Morgen
Die 1. Kavallerie Division Bestand aus:
Generalleutnant
Hermann Brecht
1. Kavallerie-Brigade -Oberst von Glasenapp
Kürassier-Regiment Nr. 3
Dragoner-Regiment Nr 1
2. Kavallerie-Brigade - Generalmajor Robert Frhr.von Kap-herr
* 01.07.1858
+ 23.02.1929
* 01.07.1858
+ 23.02.1929
Ulanen-Regiment Nr.12
Jäger-Regiment zu Pferde Nr.9
41.Kavallerie-Brigade -Generalmajor von Hofmann
Ulanen-Regiment Nr.4
Kürassier-Regiment Nr.5
Am 21 August trat noch das Jäger-Bataillon 2 (Kulm) hinzu.
Kriegsrangliste 1914 (bei der Mobilmachung des Regiments )
Stab: Oberstleutnant von Below , Kommandeur
Oberleutnant Oehmgen , Adjudant
Leutnant d.R. Rohde , Führer der großen Bagage
Leutnant Glahn , Verpflegungs-Offizier
Stabsarzt d.R. Kob , Regimentsarzt
Unterzahlmeister Hillgruber , Zahlmeister-Stellvertreter
2.Eskadron: Rittmeister Juhl 3.Eskadron: Rittmeister Brix
Oberleutnant Kaulbars Leutnant Kleinau
Leutnant d.R. Wendt Leutnant Voelkerling
Leutnant Conrad Leutnant d.R. Liebnitz
Leutnant d.R. Jahn Leutnant d.R.Burghard
Stabsveterinär Bernhard
Oberarzt d.R. Dr. Warstat
4.Eskadron: Rittmeister König 5.Eskadron: Rittmeister Müller
Leutnant Gericke Leutnant Michel
Leutnant d.R. Zaborowski Leutnant d.R. Gutzeit
Leutnant Müller Leutnant Rheinen
Leutnant Hirschfeld Stabsveterinär Wiedmann
Ersatz-Eskadron:
Rittmeister Kienitz , Führer
Leutnant d.R. Ruhdel
Leutnant d.R. Gerber
Leutnant d.R. Matthießen
Leutnant d.R. Bonneberg
Leutnant d.R. Buggisch
Zahlmeister Dietrich
Oberleutnant Kaulbars Leutnant Kleinau
Leutnant d.R. Wendt Leutnant Voelkerling
Leutnant Conrad Leutnant d.R. Liebnitz
Leutnant d.R. Jahn Leutnant d.R.Burghard
Stabsveterinär Bernhard
Oberarzt d.R. Dr. Warstat
4.Eskadron: Rittmeister König 5.Eskadron: Rittmeister Müller
Leutnant Gericke Leutnant Michel
Leutnant d.R. Zaborowski Leutnant d.R. Gutzeit
Leutnant Müller Leutnant Rheinen
Leutnant Hirschfeld Stabsveterinär Wiedmann
Ersatz-Eskadron:
Rittmeister Kienitz , Führer
Leutnant d.R. Ruhdel
Leutnant d.R. Gerber
Leutnant d.R. Matthießen
Leutnant d.R. Bonneberg
Leutnant d.R. Buggisch
Zahlmeister Dietrich
der Schlacht von Tannenberg
In Interburg herrschte ein lebhaftes Treiben. Die Mobilmachung
volzog sich so, wie es im Mobilmachungsplan vorgesehen war.
Ankaufspferde kamen und wurden verteilt, Reservisten und Re-
serveoffiziere trafen ein, die zu höheren Stäben Abkommandierten
wurden in Marsch gesetzt
Die 1. Eskadron mußte als Ersatzeskadron in Insterburg zurück-
bleiben. Ihre Führung übernahm Rittmeister Kinitz.
Schon am 2.August rückte das Regiment aus,um den Grenzschutz des
I.Armeekorps östlich Gumbinnen zu verstärken. Bei Naujeningken
traf es in den Verband der 1.Kavallerie-Division.
Am nächsten Tage führte der Vorstoß der Division von Augstupönen
über Trakehnen bis Göritten vor.
Am nächsten Tage führte der Vorstoß der Division an der Bahn
Insterburg - Kowno zum ersten Gefecht, an das sich dann eine Reihe
unentschiedener kleiner Grenzkämpfe anschloß. Als das in der Vorhut
reitende Regiment nach Überschreiten der Grenze auf Kibarty vorging,
erhielt die Spitze Feuer, Oberstleutnant von Below ließ seine Eskadrone
absitzen und griff im Gefecht zu Fuß so forsch an, daß die Russen Kibarty
fluchtartig räumten und die Eisenbahnbrücke sprengten. Als die ersten
Ulanen den Bahnhof erreichten, dampfte ein russischer Zug in östlicher
Richtung davon. 3 Mann wurden gefangen genommen, ein Pferd und
zahlreiche Ausrüstungsgegenstände erbeutet. In Kibarty konnte man den
ersten Eindruck der russischen Verwüstung gewinnen, Häuser und
Wohnungen waren vollständig ausgeplndert. Das erste Gefecht, in dem
Ulan Buchsteiner gefallen war, hatte gezeigt, daß die Ulanen Draufgänger
waren. Jeder im Regiment war stolz auf den ersten Erfolg.
Rittmeister Brix schreibt über den 4.August:
"Um 6 Uhr morgens sammelte das Regiment bei Alexkehnen südlich
Stallupönen im Rahmen der 1.Kavallerie-Division. Strahlend blauer
Himmel. Aus den Gehöften, die gestern Abend gebrannt hatten, stieg
noch dünner, bläulicher Rauch kerzengerade in die windstille, flimmern-
de Luft. Die Schwadron König und die Standarteneskadron wurden
nördlich vorgeschoben; die Kavallerie - Division blieb gedeckt im Wie-
sengrunde halten. Rittmeister König und ich lagen auf einem hohen
Strohdiemen und spähten nach Osten. Vom Feinde auch nicht ein Pferde-
schwanz zu sehen. Glutheiß stieg die Sonne höher. Bei den Schwadronen
der übliche Betrieb, der sich bei langem Stehen an der Stelle entwickelt;
ein Teil pennt und der andere ärgert ihn durch Kitzeln mit Strohhalmen;
ein Unteroffizier - Skat, Geschichten - und Märchenerzähler treten auf.
So friedlich war es im Frieden bei Übungen kaum gewesen; da hatte man
nicht so viel Zeit, da mußte man " nach Hause". Es fiel einem ein, wir
haben ja kein "Zu Hause" mehr."
Ulanen durchqueren
ein Dorf
Kommando: " Fertig machen!" - "Aufsitzen!" Die Division ging ein paar
Kilometer nach Osten vor und blieb südlich der großen Straße Eydtkuhnen-
Stallupönen halten. "Absitzen!" Patrouillen melden Eydtkuhnen von Russen
besetzt.
Am Nachmittag ging die Division bei Lengwehnen über die Lepone, den
Grenzfluß. Ulaanen-Regiment 12 als Avantgarde,die Standarteneskadron
als vorderste Eskadron. So war die Standarte des Ulanen- Regiment 12 das
erste deutsche Feldzeichen, das nach Rußland hereingetragen wurde. Die
Division greift Kibarty an.
Am 11.August gin die gesamte 1.Kavallerie- Division auf Befehl des
I.AK zur gewaltsamen Erkundung von Pillkallen auf Schirwindt vor.
Am 12. August stellt sich das Regiment zunächst hart nördlich Willuhnen
bereit.
Am 14.August ging die 1.Kavallerie-Division auf Befehl des I.AK erneut
zu gewaltsamen Erkundung auf Schirwindt vor.
Kosaken-Angriff
Am 12.August stellte
sich das Regiment zu-
nächst hart nördlich
Willuhnen bereit.
Zur Sicherung nach
Norden und wurde
die 5.Eskadron nach
Stroblienen entsandt,
die 2.Eskadron nach
dem östlichen Halte-
punkt von Willluh-
nen. Die 4.Eskadron
schickte Leutnant
Müller und zehn
Mann auf Warisch-
ken und je eine
Unteroffizierspa-
trouille nach Grumb-
kowkeiten und Jodszen.
Am 13.August standen die 12.Ulanen bei Willuhnen wie am Vortage
gefechtsbereit.
Am 14.August ging die 1. Kav.-Div. auf Befehl des I.AK erneut zur
gewaltsamer Erkundung auf Schirwindt vor.
Am 15. August stand das Regiment zunächst in einer Bereitstellung
am Südwestrand von Willuhnen, wo Schützengräben ausgehoben
wurden.
Die Zeit des Kleinkrieges war nun zu Ende. Die Russen hatten ihren
Aufmarsch beendet. Ihre 1.Armee unter General der Kav. von
Rennenkampf begann sich in breiter Front beiderseits der Bahn
Kowno-Insterburg langsam westwärts zu schieben.
Eine russische Infanterieeinheit
Die erste Schlacht war geschlagen, sie war ein schöner taktischer
Erfolg der deutschen Waffen. Das Regiment sammelte sich am
18.August bei Kummeln, ging über Bumbeln zurück und stellte
sich südlich Wannagupchen, dann nördlich Karmohnen und
schließlich südlich Bersteningken bereit.
Der 19.August- das Regiment ritt im Gros der rechten(östlichen)
Kolonne der Division über Freudenhoch- Bibehlen-Warnehlen
zunächst bis Kutten. Dann ging es durch den sumpfigen Eich-
walder-und Tzullkinner-Forst über Mittenwalde auf Pillupönen,
meist im Trabe, teilweise im gestreckten Galopp.
Russische Feldartillerie in Schußposition
Im Morgengrauen des 20.August begann die Schlacht. Das
1.AK warf in ungestümem Angriff den feindlichen Nordflügel
und machte 6000 Gefangene.
Vizewachtmeister Schaefer der 4.Eskadron gelang es, ein Auto
mit drei russischen Offizieren abzufangen.
Das Regiment verlor außer dreißig Ulanen Rittmeister König,
Oberleutnant und Adjudant Oehmgen, Fahnenjunker Vogler,
Wachtmeister Weber, Vizewachtmeister Klein.
Der 20.August 1914 ist ein Ehrentag der 12.Ulanen ! Hatte das
Regiment doch bewiesen, daß es fest in der Hand seines Kom-
mandeurs war und ihm folgte bis in den Tod. Die Führung der
4.Eskadron übernahm Rittmeister Frhr. von Rotenhan.
Major a.D. Kaulbars schreibt:
" Wer das Regiment aus der Vorkriegszeit kannte, der wußte,
welch`edler Kern in Reitern und Pferde steckte und daß der
12.Ulan, wo es galt zuzufassen, seine Pflicht tun würde"
Der russische Oberbefehlshaber Großfürst Nikolaj (1.v.l.)erstattet seinem Neffen
Zar Nikolaus II. (2.v.l.) Bericht
Zar Nikolaus II.
informiert sich
über die Kriegs-
strategien seiner
Generale
XVII.A.K. marschierte mit seiner östlichen Kolonne über Jodlauken. Das
Ulanen-Regiment 12 folgte im Divisionsverband bis Jänischken und bezog
Alarmquartier in Matheningken und Försterei Birkenwalde. An diesem Tage
fielen Fahnenjunker-Unteroffizier Marten und Ulan Nahsner.
Am 24.August wurde über Stagutschen nach Kl. Gnie marschiert und dann
nach Westen auf Mauerwalde abgebogen.
Die späte Ausgabe dieses Befehls fällt in Anbetracht dessen, daß Hindenburg
den Angriff 4 Uhr morgens wünschte, auf, Beim I.A.K. konnte dieser Zeit-
punkt innegehalten werden, da Francois bereits vor 9 Uhr abends einen An-
griffsbefehl ausgegeben hatte, der sich mit dem Hindenburgs deckte. Beim
XX.A.K. indessen traten wesentliche Verzögerungen ein. So meldete General
von Schmettau, der mit einem aus Truppen des XX.A.K. zusammengesetzten
Detachement von 3 Bataillonen, 1 Eskadron und 3 Batterien dem I.A.K. zuge-
teilt wurde, daß seine Truppen nicht vor 6 Uhr morgens versammelt sein kön-
nten.
Es hat den Anschein, daß beim A.O.K. zeitraubende Erwägungen über die
Maßnahmen für de 27. stattgefunden haben und ist von bemerkenswertem
Interesse. Da erhebt sich scheinbar von Rennenkampfs Seite drohende Gefahr.
Man meldet eines seiner Korps im Vormarsch über Angerburg. Wird dieses
nicht in den Rücken der linken deutschen Stoßtrupps finden ? Ferner kommen
beunruhigende Nachrichten aus der Flanke und dem Rücken des westlichen
Flügels. Dort bewegen sich im Süden starke russische Kavallerie. Ob Infan-
terie ihr folgt, ist nicht festzustellen. Die Krisis der Schlacht erreicht ihren
Höhepunkt. Mackensen verfolgt das auf Ortelsburg zurückgehende rus-
sisches 6.Korps bis Mensguth. Below nahm die Verfolgung in Richtung
Passenheim auf. Als Nachricht einging, daß das russische 13.Korps Allen-
stein besetzt habe, bog er nach Westen ab und erreichte Wartenburg. Scholz
nahm kampflos eine geringe Vorwärtsbewegung vor, nur bei Mühlen, wo die
Division Unger stand , kam es zu Abwehrkämpfen.
Francois fiel die Aufgabe zu, die stark ausgebaute Stellung des russischen
1.Korps auf den Höhen von Usdau zu nehmen.
Jede große Schlacht hat ihren Schlüsselpunkt, d.h. einen Punkt , wo die Ent-
scheidung der ganzen Schlacht fallen muß. Der Schlüsselpunkt von Tannen-
berg waren die Höhen von Usdau. Wurden sie genommen, so hatte Hinden-
burg die Schlacht gewonnen. Gelang es aber nicht, die Höhen von Usdau zu
nehmen, so konnte Hindenburg mit einem günstigen Ausgang der Schlacht
nicht rechnen.
Francois ließ die ihm noch fehlenden Truppentransporte bis zu Schlacht-
feld vorfahren. Um Mitternacht war alles ausgeladen. Das Korps stellte
sich zum Kampf bereit,um 4 Uhr morgens begann der Angriff. Es wurde
außerordentlich erbittert gekämpft, denn auf beiden Seiten wußte man,daß
Gewinn oder Verlußt der ganzen Schlacht auf dem Spiele stand.
Als Hindenburg von Löbau nach Gilgenburg abfahren wollte, erhielt er
die Meldung, daß Usdau genommen sei. Beim A.O.K. hielt man die
Schlacht für gewonnen. Die Meldung kam von der 1. Infanteriedivision,
stellte sich aber als unrichtig heraus. Erst um 11 Uhr vormittags wurde
Usdau, das gewissermaßen den Eckpfeiler der russischen Stellung im
Norden bildete, durch das Grenadier-Regiment 3 genommen. Es war
ein eigenartiger Zufall, daß dieses Regiment des Kaisers beim Angriff
auf das russische Regiment Wilborg stieß.
Der russische Oberbefehlhaber Samsonow befand sich am Vormittag des
27.August bei Willenberg. Er war guter Zuversicht. Am 23.und 24.August
waren die deutschen Grenztruppen bis an die Linie Gilgenburg-Mühlen zu-
rückgedrengt worden, am 27. rückte sein 13. Korps in Allenstein ein. Noch
hoffte er auf einen entscheidenden Erfolg seiner Mitte und befahl dem 13.
Korps, in Richtung Hohenstein in den Kampf einzugreifen. Samsonow
hoffte ferner,daß sein 1.Korps die Höhe von Usdau behaupten würde. Als
er aber am 28.morgens die Meldung bekam, daß die Höhe Usdau durch die
Deutschen genommen seien und sin 1.Korps auf Soldau geworfen, da gab
er die Schlacht verloren. Er befahl den allgemeinen Rückzug, der am 28.
abends bei Eintritt der Dunkelheit angetreten werden sollte.
Die Einkreisungs-
schlacht bei
Tannenberg
Mit dem 28.August brach der 3.Schlachttag an. Noch hielten die Russen
stand.
Makensen marschierte vormittags in Richtung Allenstein bis Warten-
burg, drehte nachmittags wieder auf Ortelsburg ab und erreichte mit dem
Gros Preylowen, mit Detachements, Waplitz,Ortelsburg,- Kein Kampf.
Below fand Allenstein von den Russen geräumt und rückte in Richtung
Hohenstein bis Stubigotten vor. In der Nacht zum 29. hatte die 1.Reserve-
Division ein verlußtreiches Gefecht bei Dorothowo
Scholz ging am Morgen des 28. auf der ganzen Linie zum Angriff vor,
begleitet im Norden durch Teile der Landwehrdivision v.d. Goltz, die
frisch von Schleswig-Holstein kam und ihre Ausladung bei Osterode
und Biessellen im Laufe des 28. beendet hatte. Der Angriff der Land-
wehrdivision v.d. Goltz und die 3.Reservedivision kam gut vorwärts.
Hohenstein wurde genommen. Die Division Unger ging unter starken
Verlusten bis Paulsgut vor, blieb dann aber stecken. Die 37. Infante-
riedivision stieß erst am Nachmittag auf Wiederstand, es kam aber
über einen Artilleriekampf nicht hinaus. Die 41. Infanteriedivision
griff die russischen Waplitzstellungen im Nebel an, wurde geschlagen
und ging bis westlich Churau zurück.
Francois griff, sobald der Morgennebel sich hob, mit der 1.Infanterie-
division Soldau an. Die 2. Infanteriedivision und Detachement Schmettau
stellte er bei Schönkau marschbereit, sie sollten nach dem Fall von Sol-
dau über Neidenburg abrücken, um der Narew-Armee den Rückweg zu
verlegen.
Der Oberbefehlshaber: von Hindenburg
Der Befehl verkündet das Ende der Schlacht und traf Anordnungen für den
Aufmarsch der Armee gegen Rennenkampf.
Die Schlacht war noch nicht zu Ende, der 30.August - ein Sonntag- gestal-
tet sich zu dem spannendsten Tage der Tannenbergschlacht.
Francois befand sich in Neidenburg als ihm die Meldung erreichte:
"Kolonnen aller Waffen von Mlawa auf Neidenburg . Spitze 9 Uhr 10 Mi-
nuten in Kandien, Ende 1 Kilometer nördlich Mlawa.
Eine zweite Kolonne von Stupskauf Mlawa , Anfang 8 Uhr 45 Minuten
Ortsausgang Mlawa , Ende bei Wola."
Das bedeutet eine feindliche Kolonne von 36 Kilometer Länge. Das
russische 1. Korps , wahrscheinlich verstärkt durch Truppen aus Warschau,
hattesich in Bewegung gesetzt, um zur Rettung der Narew-Armee in die
Schlacht einzugreifen.
3.Kapitel: Schlacht an den Masurischen Seen und Vorstoß
bis zum Njemen
Vom 3.September bis 4.Oktober
Am 2. September ging es weiter ostwärts. Über Gr.Schwansfeld-Langheim-
Korschen-Paaris wurde auf Gr.Wolfsdorf vorgeritten.
Korschen-Paaris wurde auf Gr.Wolfsdorf vorgeritten.
Der am 30.August abends vom A.O.K. bekanntgegebene Sieg war viel
glänzender, als man zuerst glauben wollte, er war einer der größten der
Weltgeschichte. Aus den 40 000 waren 93 000 Gefangene geworden,
über 300 Geschütze waren erbeutet. Das Gros der russischen Narew-
Armee (3.Korps) war vernichtet.
Am 4.September begann der Vormarsch mit 4 Korps gegen die feind-
liche Front Angerburg- Wehlau, mit 2 Korps, der Reserve-Div. und
den beiden Kav.-Div. über Johannesburg und Lötzen östlich der
Seenkette in Richtung Goldap. Die Armee Rennenkapfs war durch
Nachschub und Heranziehung der Grodnoer Kampfgruppe aufge-
füllt worden und umfaßte das II.,III.,IV.,XX.,XXII.Korps und das
III.sibirische Korps, die 1. und 5. Schützen-Brigade, die 55.,54.,56.,
57.,72. und die 76. Reserve- Division und das Garde-Kavalleriekorps.
Am 7.September wurde die Seenkette durchbrochen, am 8. ging man
Es gelang Rennenkampf aber, mit der Hauptarmee in östlicher Rich-
tung zu entkommen, wenn auch unter schweren Verlusten. Die über-
holende Verfolgung mit beiden Kav.-Div. und den I.A.K. auf Mar-
jampol kam zu spät. Rennenkampf vermochte seine geschlagene
Armee in deen Schutz der Njemenfestungen Grodno und Kowno
zurückzuführen. Trotzdem war der Erfolg der Schlacht ein großer.
45 000 Gefangene und 150 Geschütze zählte die Beute.
Ostpreußen war in kurzem, glänzendem Feldzug von den Russen
gesäubert. Ergebnis: 1620 Zivilpersonen waren getötet, 433 ver-
Bei der Bereitstellung der 8.Armee in der Linie Willenberg-Pr.Ey-
lau zur neuen Offensive stand die 1.Kavallerie -Division in Gegend
nördlich von Rastenburg weit von der Mitte der Front.
Am 3.September nachmittags marschierte das Regiment über
Korschen- Langheim nach Gr. Schwansfeld und bezog in Maxheim,
Wangritten und Wilhelminenhof Quartier. Am 4.und 5. September
blieben die 12.Ulanen in den Quartieren. Beschlag, Sattelzeug und
Waffen wurden nachgesehen.
Am 6.September wurde über Langheim das Städtchen Rastenburg
erreicht. Die 1.Kav.-Div. sollte die Seenenge hinter dem durch die
Feste Boyen hindurchgehende XVII.A.K. durchschreiten. Sie wur-
de am 7.September über Eichmedien-Gneist-Rhein in Marsch ge-
setzt. Das Regiment bezog in und bei Alt-und Neu Rudowken
Quartier. Am 8.September marschierte das Regiment nach Lötzen
und rastete hier.
Russische
Soldaten der
Narew-Armee
verschanzen
sich in den
Wäldern süd-
lich von
Allenstein
Treffen des
deutschen
Generalstabes
vor dem An-
griff auf die
Narew-Armee
Kaiser Wilhelm II. wurde bei seinem Besuch am 14. Februar 1915 kurz nach
der erfolgreichen Winterschlacht im zerstörten Lyck empfangen.
Deutsche
Offiziere
richten eine
Ansprache
an die gefan-
genen russischen
Gefangenen
Er nahm sich
nach der
Niederlage
das Leben.
Nach dem Sieg besuchte der Kaiser Wilhelm II. Soldaten der 8.Armee in Ostpreußen
Russische
Soldaten der
Narew-Armee
verschanzen
sich in den
Wäldern süd-
lich von
Allenstein
Treffen des
deutschen
Generalstabes
vor dem An-
griff auf die
Narew-Armee
Kaiser Wilhelm II. wurde bei seinem Besuch am 14. Februar 1915 kurz nach
der erfolgreichen Winterschlacht im zerstörten Lyck empfangen.
Deutsche
Offiziere
richten eine
Ansprache
an die gefan-
genen russischen
Gefangenen
nach der
Niederlage
das Leben.