Anwendung:
Im Exerzier-Reglement für die Kavallerie heißt es:"Im Reiterkampf bringt
die geschlossene und in voller Wucht gerittene Attacke den Sieg.Jeder Mann
muß den festen Willen haben, den Gegner rücksichtslos niederzureiten und im
Anprall zu erstechen."
Der Degen spielte eine untergeordnete Rolle. Er diente lediglich als Aushilfe,
falls die Lanze verloren ging oder zerbrach.
Entwicklung:
Holzlanze M 1866
Die im Jahr 1888 bei den Ulanen-
Regimenter durchgeführten Versuche
mit Stahlrohrlanzen fiel positiv aus.
.Sie war nicht schwerer als die Holz-
lanze (3,14 m lange Lanze n/A -
preußische Holzlanze Modell 1866)
und sie verzieh sich nicht zum Gegensatz zur Holzlanze.
Die Stahlrohrlanze konnte, dank Schrägwalzverfahren kostengünsstiger hergestellt werden
Am 2.Januar 1890 wurde durch Allerhöchste Kabinetts-Order die
Stahlrohrlanze bei der Kavallerie eingeführt.
Die Merkmale der Lanze n/A wurden auf die Konstruktion der Stahl-
rohrlanze übertragen.
1. Vierkantspitze
2. Sechs Drahtösen zur Befestigung der Flagge
3.Messingring zur Befestigung des Armriemens
Optische Abweichungen zur Holzlanze sind:
1. Gesamtlänge 3,20 m
2. Spitze mit quadratischem statt rautenförmigen Querschnitt.
3. Nahtlos gezogenes Stahlrohr mit einem Durchmesser von 26 cm.
Das Griffstück wurde mit Bindfaden umwickelt.(später mit Hanfschlauch)
Der Hanfschlauch wurde mit je ein Messingring am Ende begrenzt.
Die die Drahtösen (ab 1893 vier Messingknöpfe) für die Flagge wurden auf-
gelötet.Zu dieser Zeit wird die Lanze in Stahlrohrlanze a/A (alter Art ) und
n/A (neuer Art) unterschieden.Die Ausführungen "M90" und "M93".
1900 wurden die Begrenzungsringe für den Hanfschlauch zylindrisch und
sie wurden aufgepreßt.
Die Stange wurde ab 1910 versuchsweise und dann ab 1914 überwiegend
aus gewalztem Stahlblech gerollt und autogen verschweißt.
1914 wurde die Spitze , bei Beibehaltung der Gesamtlänge um 2 cm auf
15cm verlängert.
Um ein zu tiefes Eindringen zu verhinder wurden 1908 probeweise Scheiben
im Durchmesser von 8 cm 20cm unterhalb der Spitze angebracht. ab 1910
eine geringe Anzahl mit hohlen Blechkugen. Die Kugeln sind 16 cm unter-
halb der Spitze mit einer Tülle vernietet und haben einen Durchmesser von
7 cm.
oben : Stahlrohrlanze a/A M90
unten: Stahlrohrlanze n./A M93
(Quelle zur Stahlrohrlanze von Daniel Goetz)
Konstruktion:
- Die Spitze ist mit der Stange aus einem Stück gefertigt.
- Der Schuh besteht aus einem zylindrischen und einem konischen Teil.
Er wurde kreuzförmig mit zwei Nieten an der Stange vernietet.
- Die Stange ist aus Flußstahl, gebräunt und mit Zapon-Lack versehen
die sechs (ab 1893 vier) Ösen zur Befestigung der Flagge sind aus
Messing(draht) und stehen in einer geraden Linie zum diagonalen
Querschnitt der Vierkantspitze. Der Messingdraht hat ein Durchmesser
von 2,5 mm und die (Knopf)ösen sind 13 mm dick. Auf der Lanzenstange
befindet sich ein aufgelöteter Messingring- von ursprünglich 39 mm Durch-
messer, ab 1891 auf 34 mm verkleinert. Zum Festhalten des Armriemens
und eine etwa 32 cm breite Bindfadenumwicklung aus gepichtem, 2 mm
starkem Bindfaden zur besseren Handhabung. Ab 1893 wurde auf der Stange
ein durch konische Ringe vorn und hinten begrenzter 46 cm langer Hanf-
schlauchüberzug angebracht. Im zweiten Drittel der Länge der Handhabung
befindet sich der Messingring ( im Durchmesser von 36 mm ) für den Arm-
riemen. Der Hanfschlauch wurde gefirnist.
Ab 1893 wurde in den hinteren Teil der Stange zur möglichsten Beseitigung
des Tönens der Lanze eine Löschpapierhülse im Gewicht von etwa 35 g ge-
schoben. Das Gewicht der Lanze liegt bei 1790 g und beträgt ab dem Ferti-
gungsjahr 1893 1990 g. Die Gewichtserhöhung resultiert aus der Bleifül-
lung im Schuh, den schwereren Ösen sowie den Begrenzungsringen und
der Löschpapierhülse.
Abnahme und Truppenstempel:
Die Stahlrohrlanze wird auf der Spitze und dem Schuh der dem Revisionszei-
chen gegenüberliegender Seite gestempelt. In der Regel ist der Truppenstem-
pel auf der Spitze in Richtung der Spitze lesbar geschlagen. Am Schuh befindet
er sich in Richtung Schuhende geschlagen.
Revisionszeichen:
Das Revisionszeichen steht auf jener Fläche der Spitze, welche rechts der
Ösen ist. Es sind an folgenden Stellen Revisionszeichen angebracht: Stahl-
rohrlanze a/A -auf der Platte für die Drahtösen, auf dem Armriemenring und
auf dem Schuh. Stahlrohrlanzen n/A -auf den Ösen, Begrenzungsringen,
dem Armriemenring und dem Schuhende.
Instandgesetzte Lanzen haben de RC-Stempel mit Krone auf der Spitze unter
dem Revisionszeichen und einem lateinische Buchstaben auf dem neuen Teil.
Herstellungs-und Fertigungszahlen:
Als Hersteller der nahtlos gezogenen Rohre trat zunächst die Firma Mannes-
mann auf. Später kam die Rheinische Metallwaren- und Maschienenfabrik
dazu, welche Rohre nach dem Erhard`schen Verfahren fertigte. Offensicht-
lich wurden die kompletten Lanzen während der Friedenszeit ausschließlich
in Danzig hergestellt. Es sind an den Lanzen keine Herstellerstempel.
Stückzahlen:
Wenn man ausgeht, daß 1914 102 Regimenter mit Stahlrohrlanzen bewaff-
net waren und man einen doppelten Bestand annimmt, kommt man auf die
Zahl von ca.100 000 Lanzen.
Aufbewahrung:
Die Lanzen sind einzeln hängend oder in Gerüsten liegend aufzubewahren,
welche den Lanzen eine mindestens dreifache Unterstützung (und zwar et-
wa 300 mm von den Enden entfernt und in der Mitte) gewähren.So die Vor-
schrift.In der Realität wurden Lanzen im Stall bei den Sätteln, im Feld und
bei Manövern stehend mit dem Schuh in der Erde , flach liegend oder
mit der Spitze in der Erde gelagert.
Transport:
Auf dem Marsch wurde die Lanze entweder " auf Lende" getragen oder in
den ledernen Lanzenschuh am Steigbügel gestellt und mit dem Armriemen
über der Schulter gehalten, daß heißt "Lanze am Arm" Auf Eisenbahntrans-
porten wurde die Lanze in einem besonderen Güterwagen mitgeführt.
Lanze auf Lende
Lanze am Arm
Lanzenarmriemen:
Ganze Länge - 2 m, Breite 20 mm
Lanzenschuh:
An zwei Durchbrüchen am rechten Steigbügel war ein lederner Köcher-
Lanzenschuh genannt- befestigt. Es gab zeitweise auch Doppel-Lanzen-
schuhe sowie Lanzenschuhe am linken Steigbügel.
Lanzenflagge.
Flaggen von weißer Leinwand in den Maßen von 35 cm breit und 75 cm
lang.
Der 80 cm lange und 1cm breite Lanzenflaggenriemen war aus weißen
Leder.
für Mannschaften
für Unteroffiziere
Fertigungsvarianten der deutschen Stahlrohrlanzen:
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Typ 1 2 3 4 5
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Modell M90 M90 M90/93 M90/93 M93
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Jahr ohne/1891 1891-92 1891 1891 1893-99
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Stange nahtlos nahtlos nahtlos nahtlos nahtlos
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Handhabe ohne Bindfaden- Hanf- Hanf- Hanf-
wicklung Schlauch Schlauch Schlauch
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Ösen 6 6 6;2und5 6:2und5 4
blind blind
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Armriemen- aufge- aufge- aufge-
ring gelötet gelötet preßt preßt preßt
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Begrenzungs- gelötet aufgepreßt gelötet
ringe ohne ohne konisch zylindrisch konisch
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Bemerkung mit RC-Ab- mit RC-Ab-
nahme,Än- nahme,Än-
derung bis derung bis
1899 1900
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Typ 6 7 8 9 10
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Modell M93 M93 M93 M93 M93/23
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Jahr 1900-14 1914-15 1915-16 ohne 1908/10
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Stange nahtlos geschweißt nahtlos nahtlos nahtlos
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Handhabe Hanf- Hanf- Hanf- Hanf- Hanf-
schlauch schlauch schlauch schlauch schlauch-
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Ösen 4 4 4 4 4
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Armriemen- aufge- aufge- aufge- aufge- aufge-
ring preßt preßt preßt preßt preßt
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Begrenzungs- aufgepreßt aufgepreßt aufgepreßt aufgepreßt aufgepreßt
ringe zylindrisch zylindrisch zylindrisch zylindrisch zylindrisch
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Bemerkung Spitze 15cm wie 7jedoch mit Schuh Spitze mit
lang, Ösen und aus 1 Stück Kugel
Nietköpfe Ringe aus Spitze ge- Teller usw.
erhaben Stahl lötet (Versuche)
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